Fast zehn Jahre sind seit dem Drop des Debütalbums “Nächster Stopp Zukunft” vergangen und im Leben von RAF Camora hat sich einiges verändert. Der österreichische Rap- und Dancehall-Musiker hat sich von den Misserfolgen der Veröffentlichung nicht unterkriegen lassen und arbeitete weiterhin an seinem Flow, seinen Beats und seinen Lines, bevor er erstmals eines seiner Stücke in den Charts platzieren konnte. Mit seiner ersten Goldenen Schallplatte wurde Camora im Juli 2016 ausgestattet, nachdem er mit Kumpel Bonez MC seinen ersten Top-10-Hit releaste und den Erfolg von “Palmen aus Plastik” feierte. Das dazugehörige gleichnamige Album schnellte zwei Monate später an die Spitze der Charts in Deutschland und der Schweiz und wurde mit Platin ausgestattet.
Nach dem Drop von “Palmen aus Plastik” ging es auf einmal ganz schnell: Eine Hit-Single folgte der nächsten, es regnete Goldene und Platin-Schallplatten und RAF wurde für “Ohne mein Team" ebenfalls eine Diamant-Auszeichnung nach über einer Million verkauften Singles in die Hand gedrückt. Sein nächstes Solo-Album “Anthrazit" und die Bonez-Kollabo “Palmen aus Plastik 2” zerrissen einmal wieder alle Rankings im deutschsprachigen Raum und nachfolgende Tourneen waren komplett ausverkauft.
Doch gerade jetzt, wo RAF Camora schon fast auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen ist und über ein Jahrzehnt für solch einen Erfolg schuften musste, kündigte er sein Ende als Rapper an. “Aus Geschäftssicht ist es unlogisch, aufzuhören, wenn richtig Geld fließt. Aber ich bin nicht nur Geschäftsmann, sondern auch Künstler. Lass mich dir ein Beispiel geben. Ich bin großer Metallica-Fan. Und ich erinnere mich, dass ich irgendwann gemerkt habe: Das, was Metallica darstellt, und das, was die Personen hinter Metallica sind, das passt nicht mehr zusammen. Diesen Punkt habe ich auch bei vielen anderen Künstlern beobachtet. Und ich habe mir immer gesagt: Sollte ich mal erfolgreich werden, will ich meinen Zenit auf keinen Fall überschreiten”, sagte der österreichische Rap- und Dancehall-Musiker gegenüber dem Team von “Redbull” und fügte hinzu: “Ich hör nicht auf, ich beende ein Kapitel als Künstler RAF Camora. Ich bin weiter Produzent. Ob dann auch noch meine Stimme zu hören ist, ob ich eine Band gründe, das wird sich alles zeigen. Ich lebe Musik, ich atme Musik, ich mach Musik, seit ich vier Jahre alt bin. Ich werde Musik machen, aber nicht das, was RAF Camora jetzt macht.”
Über das eigentliche Aus seiner Rap-Karriere
Wenn es “unlogisch” sei, nach dem Drop von seinem letzten Album “Zenit” aufzuhören … Warum macht es RAF dann? Genau diese Frage beantwortete er ebenfalls und gab an, dass er Angst davor hat, seinen Erfolg nicht mehr toppen zu können. “Die Befürchtung hat jeder. Ich bin alt genug, um schon einmal ein Hoch und ein Tief gehabt zu haben. Und ich weiß: Das ist hart. Dein Künstlerimage verwächst mit dir, vor allem wenn du im Leben nichts anderes machst. Und wenn du plötzlich in der Öffentlichkeit weniger wert bist, weil deine Musik nicht mehr so erfolgreich ist, musst du stark sein, um das irgendwie trennen zu können. Ich weiß, dass ich mich damit schwertue. Aber du musst es akzeptieren und dich darauf vorbereiten, dass es bergab gehen kann.”
Sein Wunsch, “das Kapitel zuzumachen und ein neues zu öffnen”, wäre für RAF im Übrigen stärker und aufs Geld kommt es dem Wiener schon lange nicht mehr an. “Ich bin auf Kommerzialität nicht mehr angewiesen. Ich hab mit Musik, die mir gefällt, so viel Erfolg gehabt, dass ich niemandem mehr was beweisen muss. Ich könnte danach Musik mit dem Xylofon machen und nur eine CD verkaufen, wenn mir das Spaß macht. Ich mach damit RAF Camora nicht kaputt. Das ist dann fertig, gestanden, der Stempel ist drauf. Ich kann’s nicht mehr zerstören. Im Gegenteil: Ich könnte viel mehr zerstören, wenn ich noch weitermachen würde”, wurde er vom Team von “Redbull” zitiert.