Pub Crawls: Prag verbietet Kneipentouren
Am Montag genehmigte der Prager Stadtrat ein Verbot von Touren durch Kneipen und Bars, die von spezialisierten Agenturen organisiert werden.
Am Montag genehmigte der Prager Stadtrat ein Verbot von Touren durch Kneipen und Bars, die von spezialisierten Agenturen organisiert werden.
Die tschechische Hauptstadt Prag hat nicht nur einen herausragenden kulturellen und historischen Ruf, insbesondere als UNESCO-Weltkulturerbestätte, sie hat sich in den vergangenen Jahren auch als beliebtes Ziel für sogenannten Sauftourismus etabliert. Von Junggesellenabschieden, Sportausflügen oder Freundescliquen - das weltbekannte und günstige Bier sowie erschwingliche Unterkünfte machen die Stadt für junge Reisende mit begrenztem Budget besonders attraktiv. Laut des Statistischen Bundesamtes in Tschechien übernachteten im vergangenen Jahr 7,4 Millionen Touristen in Hotels und Pensionen in Prag, was einem Anstieg von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Dass viele dieser Reisenden jedoch nicht wegen Prags kultureller Schätze, wie der historischen Altstadt, der Karlsbrücke oder der Prager Burg anreisen, sondern vielmehr wegen organisierter Kneipentouren, auch Pub Crawls genannt, ist besonders der Prager Regierung ein Dorn im Auge.
Am Montag genehmigte der Prager Stadtrat deshalb ein Verbot dieser nächtlichen Touren durch Kneipen und Bars, die von spezialisierten Agenturen organisiert werden. Der Stadtbezirk Prag 1, der das historische Zentrum der Stadt umfasst und am stärksten von lärmenden, betrunkenen Touristen betroffen ist, war ein wichtiger Befürworter des Verbots. Die Anwohner beklagen sich schon lange über die Störungen, die durch diese Gruppen verursacht werden.
Ab Ende Oktober werde es laut Prags Vize-Bürgermeister Zdeněk Hřib ein Verbot für organisierte Kneipentouren zwischen 22:00 Uhr und 06:00 Uhr geben. Die Änderung verbietet im Detail die "touristische Erbringung von Dienstleistungen", zu denen Pub Crawls gehören - ausgenommen von der Regelung sind Führungen, die zwischen 06:00 Uhr und 22:00 Uhr durchgeführt werden.
Die Stadt begründete das Verbot mit den negativen Folgen der Pub Crawls, darunter Lärmbelästigung, vermehrter Müll in öffentlichen Bereichen und der Notwendigkeit verstärkter Sicherheitsmaßnahmen. Der Stadtrat äußerte zudem Bedenken hinsichtlich des Rufs Prags und betonte, dass die regelmäßige Anwesenheit von Gruppen betrunkener Touristen das Image der Stadt negativ beeinflusse.
Die Agentur "Prague Pub Crawl", eine der vom Verbot betroffenen Firmen, kritisierte die Entscheidung. In einer Stellungnahme argumentierte die Agentur, dass ihre Kunden nur minimal Zeit im Freien verbringen und von den Guides dazu angehalten werden, nach 22:00 Uhr leise zu sein. Wer sich nicht daran halte, werde aus der Tour ausgeschlossen. Außerdem wies die Agentur darauf hin, dass das letzte Lokal der Tour um Mitternacht besucht werde und die Veranstaltung bis spätestens 00:30 Uhr beendet sei.
"Das Verbot ist lediglich ein populistischer Schachzug, um die Unfähigkeit des Stadtmanagements zu kaschieren, echte Probleme anzugehen, wie z.B. den Mangel an städtischen Polizeikräften zur Durchsetzung der Nachtruhe", erklärte die Agentur in ihrer Stellungnahme.