Empathie statt Mobbing: neues Schulfach in Rumänien
In Rumänien zieht ein innovatives Projekt in die Klassenzimmer: Das Fach "Tierbewusstsein" soll die Empathie der Schüler:innen fördern.
In Rumänien zieht ein innovatives Projekt in die Klassenzimmer: Das Fach "Tierbewusstsein" soll die Empathie der Schüler:innen fördern.
Ende 2024 besuchte die rumänische Tierärztin Oana Vasiliu die Dorfschule in Sindrilita - mit zwei besonderen Assistentinnen im Gepäck: einer geretteten Henne namens Rodica und einer Ente namens Bubbles. Die Schüler:innen fütterten die Tiere begeistert mit Spinat und Insekten und zeigten spürbare Freude. Diese Schule gehört zu den 20 Einrichtungen im rumänischen Bezirk Ilfov, die eine Pionierrolle bei der Einführung des neuen Unterrichtsfachs "Tierbewusstsein" übernehmen. Ziel des Programms ist es, die Empathie der Schüler:innen zu fördern, das Lernen zu verbessern und Mobbing zu reduzieren.
Ende 2024 führten rund 20 Schulen im südlichen Landkreis Ilfov ein Pilotprojekt zum Unterrichtsfach "Tierbewusstsein" für Fünft- und Sechstklässler ein. Die Verantwortlichen hoffen, damit Empathie und Lernbereitschaft zu fördern und gleichzeitig Mobbing zu reduzieren.
Im Unterricht streichelte die elfjährige Ana-Maria Neagu lange Zeit Rodica, eine verletzte Henne, die wahrscheinlich aus einer Legebatterie einer Eierfabrik stammt.
"Ich liebe Hühner sehr. Zu Hause habe ich 25 und spiele mit allen von ihnen", sagte die Schülerin.
Rodicas Geschichte stimmt auch die elfjährige Yasmina Dinu traurig. "Wenn das meinen Hühnern passieren würde, würde es mir nicht gut gehen. Manche Tiere werden von Menschen verletzt, sie bekommen keine Zuneigung".
Neben dem Schulfach stehen für die Kinder auch Besuche von Tierheimen und Schutzstationen, wie Vasilius Stiftung für Wildtierrettung "Visul Luanei" auf dem Stundenplan. Im Unterricht selbst interagieren die Schüler:innen auch mit behinderten Tieren - darunter etwa ein Hund mit einem fehlenden Bein oder eine Katze mit nur einem Auge. Solche Begegnungen lösen laut den Organisatoren starke empathische Reaktionen aus.
"Wir hoffen, dass die Kinder auch Menschen gegenüber einfühlsamer werden, denn Mobbing an Schulen hat ziemlich große Ausmaße erreicht", erklärt Raluca Baleanu, Tierschutzberaterin des Ilfov-Kreisrats, gegenüber "The Straits Times".
Acht Wochen nach Beginn des Programms berichtete der Koordinator der Schule, der Geschichtslehrer Sorin Sirbeanu, dass das Lernen und die Beteiligung der Schüler die Erwartungen übertroffen haben. "Einfach gesagt: Das ist eine großartige Idee". Rumänien investiert deutlich weniger in Bildung als wohlhabendere Länder Europas oder die USA und hat mit 27 EU-Mitgliedstaaten die höchste Schulabbrecherquote, insbesondere in ländlichen Schulen.