Telegram Südkorea South Korea Messenger
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Telegram-Gründer verhaftet

Deepfake-Pornografie: Südkorea ermittelt gegen Telegram

Südkorea geht verstärkt gegen die Verbreitung von pornografischen KI-generierten Bildern vor, insbesondere auf Plattformen wie Telegram.

Frauen in Südkorea werden zunehmend auch Opfer digitaler Gewalt

In Südkorea ist der Missbrauch von Deepfake-Technologie zu einem neuen Werkzeug der Misogynie geworden. Es geht um täuschend echt aussehende Bilder und Videos, in denen die Gesichter von unschuldigen Personen, besonders Frauen, auf pornografische Inhalte gesetzt werden. Diese Videos und Bilder werden dann über Plattformen wie Telegram verbreitet, was das Problem der digitalen Gewalt und Frauenfeindlichkeit in Südkorea verschärft. Auch immer mehr Minderjährige geraten ins Visier der Deepfakes, weshalb südkoreanische Behörden jetzt zu härteren Maßnahmen greifen, um die Verbreitung dieser KI-generierten Inhalte zu unterbinden.

Laut der Nachrichtenagentur Yonhap gab Woo Jong-soo, der Leiter des Nationalen Ermittlungsbüros der Nationalen Polizeibehörde (KNPA), während einer Pressekonferenz am 2. September bekannt, dass die Polizei in Seoul eine Untersuchung gegen die Instant-Messaging-Plattform Telegram aufgenommen hat. Konkret geht es um den Verdacht zur Beihilfe an Deepfake-Sexualverbrechen.

"Wie es Frankreich getan hat, hat auch die Metropolitan Police Agency in Seoul eine interne Untersuchung gegen die juristische Person von Telegram eingeleitet, bevor eine offizielle Anklage erhoben wird", sagte Woo Jong-soo, Leiter des Nationalen Ermittlungsbüros und meint damit den CEO und Gründer der Plattform, Pawel Walerjewitsch Durow. 

Ende August wurde Pavel Durov in Frankreich festgenommen - ihm wurde vorgeworfen, die kriminelle Nutzung seiner Plattform nicht aktiv zu verhindern. Auch gegenüber der südkoreanischen Ermittlungsbehörden scheint sich der russisch-stämmige Tech-Milliardär nicht kooperativ zu zeigen: "Telegram stellt uns oder anderen staatlichen Ermittlungsbehörden, einschließlich denen in den USA, nicht bereitwillig Ermittlungsdaten wie Kontoinformationen zur Verfügung", so Woo in der Pressekonferenz weiter. 

Laut der Metropolitan Police in Seoul wurden allein zwischen dem 26. August 2024 und dem 29. August 2024 insgesamt 88 Strafanzeigen über Deepfake-Sexualverbrechen eingereicht - bisher wurden 24 Personen als Verdächtige identifiziert.

 

Deepfakes Smartphone
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Deepfakes Smartphone

Stalking, Diffamierung und Femizide: Frauenfeindlichkeit ist in Südkoreas Kultur verankert

Die zugrunde liegende Frauenfeindlichkeit in Teilen der südkoreanischen Kultur ist nicht neu. Frauen werden seit Jahren on- und offline diffamiert, gestalkt und sogar Opfer von Femiziden. Laut Amnesty International stellen Femizide, Morde an Mädchen oder Frauen aufgrund ihres Geschlechts, sogar ein sehr großes Problem in Südkorea dar. 

"Das hat historische Gründe", sagt Lee Na-young, Professorin für Genderstudien an der Chung-Ang Universität in Seoul gegenüber Amnesty International. "Als Frauen anderswo auf der Welt gleiche Rechte einforderten, war Korea von Japan kolonisiert". Das japanische Kaiserreich, das von 1910 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs über die koreanische Halbinsel herrschte, setzte Hunderttausende Frauen als Zwangsprostituierte für japanische Soldaten ein.

Viele Südkoreanerinnen sehen in den nun kursierenden Deepfakes eine Fortsetzung der jahrzehntelangen Unterdrückung und Entmenschlichung, der sie seit Generationen ausgesetzt sind. Insgesamt bleibt das Problem tief in der südkoreanischen Gesellschaft verankert und KI-Technologien wie Deepfakes tragen nur dazu bei, das Ausmaß und die Zugänglichkeit dieser Form von digitaler Gewalt zu verstärken.

Femizid Feminismus Mysogynie Südkorea Korea South Korea Demonstration
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