Ein kranker Arbeitnehmer arbeitet an seinem Computer
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Ein kranker Arbeitnehmer arbeitet an seinem Computer
Schon ab dem 1. Krankheitstag

Allianz-Chef fordert Lohnstopp bei Krankheit

Allianz-Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte sorgt mit seinem Vorschlag für hitzige Diskussionen: Wer krank ist, soll keinen Lohn bekommen.

Allianz-Chef will Lohn am ersten Krankheitstag streichen - Was bedeutet das für Dich?

Wenn Du krank wirst, ist bislang eines sicher: Du bekommst weiterhin Dein Gehalt. Aber wie lange eigentlich? Und warum sorgt die Aussage des Vorstandsvorsitzenden der Allianz SE, Oliver Bäte, den Lohn bereits ab dem ersten Krankheitstag zu streichen, für so viel Wut bei Angestellten?

So funktioniert die Lohnfortzahlung

In Deutschland gibt es klare Regeln: Wenn Du als Angestellter im Falle einer Krankheit nicht arbeiten kannst, tritt nach §3 das Entgeltfortzahlungsgesetz in Kraft. Bedeutet: Dein Arbeitgeber zahlt Dir Dein volles Gehalt für bis zu sechs Wochen aus.

Bleibst Du länger krank, übernimmt nach den sechs Wochen die Krankenkasse und zahlt Dir das sogenannte Krankengeld. Das Krankengeld liegt bei etwa 70 Prozent Deines Bruttogehalts, allerdings gibt es eine Obergrenze.

Die ersten sechs Wochen zahlt also Dein Arbeitgeber Dein volles Gehalt an Dich aus - erst danach springt die Krankenkasse ein. Damit das im Ernstfall so reibungslos funktionieren kann, zahlen sowohl Du als auch Dein Arbeitgeber jeden Monat in die Krankenversicherung ein. 

In Deutschland beträgt der allgemeine Beitragssatz zur Krankenversicherung 14,6 % der beitragspflichtigen Einnahmen. Der Beitrag wird jedoch in der Regel zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geteilt, wobei der Arbeitnehmer üblicherweise 7,3 % übernimmt und der Arbeitgeber ebenfalls 7,3 %. Es kann jedoch geringfügige Unterschiede je nach Krankenkasse oder Tarif geben, aber der allgemeine Standard sieht diese Aufteilung vor.

Fiktive Berechnung des Krankenkassenbeitrags:
Bruttogehalt: 3.500 €
Gesamtbeitrag zur Krankenversicherung: 14,6 % von 3.500 € = 511 €

Arbeitgeberanteil:
7,3 % von 3.500 € = 255,50 €

Arbeitnehmeranteil:
7,3 % von 3.500 € = 255,50 €

Frau Krank am Notebook
mikael blomkvist / Pexels
Frau Krank am Notebook

Wiedereinführung des Karenztages: Das fordert Allianz-Chef Oliver Bäte

In einem Interview mit dem "Handelsblatt" hat Oliver Bäte, Chef der Allianz-Versicherung, jetzt deutliche Forderungen an die Politik gestellt: Er will die Wiedereinführung des Karenztages bei Krankheit. Das bedeutet, dass bereits der erste Krankheitstag schon nicht mehr vom Arbeitgeber bezahlt wird - Arbeitnehmer müssten die Kosten für ihren Ausfall selbst tragen. Der Karenztag wurde 1970 in Deutschland abgeschafft. In Ländern wie Schweden, Spanien oder Griechenland gibt es ihn noch.

Bäte begründet seine Forderung mit dem hohen Krankenstand in deutschen Unternehmen. Er nennt Deutschland den "Weltmeister bei den Krankmeldungen" und sieht darin eine starke Kostenerhöhung im Sozialsystem. Nach seiner Rechnung zahlen Arbeitgeber in Deutschland jährlich 77 Milliarden Euro Gehalt für kranke Mitarbeiter. Die Krankenkassen steuern weitere 19 Milliarden Euro bei. Das entspreche rund sechs Prozent der gesamten Sozialausgaben. Zum Vergleich: EU-weit liegt der Durchschnitt bei 3,5 Prozent. Würde man die Ausgaben in Deutschland auf den EU-Durchschnitt senken, könnten 40 Milliarden Euro eingespart werden, so Bäte.

Warum sorgt das für Kritik?

Viele Angestellte sind sauer. Sie sehen diese Forderung als Angriff auf ihre Rechte. Denn wer krank ist, kann oft nichts dafür und sollte nicht bestraft werden. Gerade bei geringen Einkommen wäre ein Verdienstausfall selbst für einen Tag ein Problem.

Außerdem gibt es die Sorge, dass sich Menschen krank zur Arbeit schleppen, um Geld zu verdienen. Das könnte nicht nur die eigene Gesundheit verschlechtern, sondern auch Kollegen anstecken - besonders in Zeiten von Erkältungswellen.

Allianz-Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte bei der Digitalkonferenz Digital X der Deutschen Telekom in Köln
picture alliance/dpa | Thomas Banneyer
Allianz-Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte bei der Digitalkonferenz Digital X der Deutschen Telekom in Köln

Bäte fordert ebenfalls höhere Erbschaftssteuer

Neben der Diskussion um die Lohnfortzahlung fordert Oliver Bäte auch eine Anhebung der Erbschaftssteuer. Gegenüber dem Handelsblatt argumentiert der 59-Jährige, dass mittlere Einkommen steuerlich entlastet werden sollten und dies durch eine stärkere Besteuerung von Vermögen finanziert werden könnte. "Mir geht es darum, die Menschen zu besteuern, die sehr komfortabel leben können, ohne einen einzigen Tag gearbeitet zu haben," so Bäte.

Er plädiert dabei für eine gestaffelte Erbschaftssteuer, die erst ab einem Vermögen von beispielsweise einer Million Euro greift. Ein Einfamilienhaus solle steuerfrei an die Familie vererbbar bleiben. Eine Vermögensteuer, wie sie von der SPD gefordert wird, lehnt er jedoch ab. Diese würde seiner Meinung nach Menschen bestrafen, die viel arbeiten und erfolgreich sind.